Echte Lösungen für echte Probleme
Gute Ideen gibt es in Deutschland genug. Oft fehlt es allerdings an finanzieller Unterstützung, um diese umzusetzen. Hier kommt die Stiftung der Deutschen Fernsehlotterie ins Spiel. Seit 1967 hat sich die Stiftung dazu verpflichtet, zeitgemäße soziale Maßnahmen zu fördern. Also Initiativen, die sich positiv auf das Zusammenleben in Deutschland auswirken und die Lebenssituation von Menschen verbessern, die aus sozialen oder gesundheitlichen Gründen von Benachteiligung betroffen oder bedroht sind. Welche Ideen können dabei helfen, das solidarische Miteinander zu stärken? Welche Projekte ermöglichen bessere Inklusion? Und wie wichtig ist dabei die Digitalisierung?
Welche Projekte gefördert werden und worauf es dabei ankommt, haben Julika Fraatz, Reto Töllner und Tobias Kanschick von der Stiftung der Deutschen Fernsehlotterie auf dem Z2X-Festival im Austausch mit den Teilnehmenden beantwortet.
„Wo entstehen soziale Innovationen überhaupt und was brauchen sie, um wachsen zu können?“, fragt Julika Fraatz, Referentin im Team Projektförderung der Stiftung, in ihrem Blitzvortrag zur Eröffnung des Festivals. Das Publikum lauscht gespannt. Und Fraatz löst auf: „Im Idealfall entstehen sie bei euch. Direkt aus der Gesellschaft heraus, wenn ihr kreativ werdet, mutig seid, gewohnte Pfade verlasst und eure Ideen in gesellschaftliches Handeln umwandelt.“ Und genau dabei helfe die Stiftung der Deutschen Fernsehlotterie, führt sie fort.
„Echte Lösungen für echte Probleme“, sagt Julika Fraatz dazu. Und davon gibt es viele. Derzeit beträgt die durchschnittliche Wartedauer für einen Therapieplatz fünf Monate, erzählt sie. Dort, wo staatliche Strukturen nicht mehr ausreichend funktionieren, können soziale Innovationen helfen. Ein Beispiel dafür ist das Projekt krisenchat, das im vergangenen Jahr finanziell unterstützt wurde. Krisenchat ist eine gemeinnützige Organisation in Berlin, die via Chat in Echtzeit psychosoziale Beratung anbietet. Seit 2020 wurde der Dienst schon über 80.000-mal in Anspruch genommen.
Wer die Stiftung der Deutschen Fernsehlotterie unterstützen möchte, kann dies durch den Kauf eines Loses tun. Neben der Chance auf den Gewinn von bis zu 1,5 Millionen Euro hilft jedes Los mit mindestens 30 Prozent des Kaufpreises dabei, neue Ideen zu realisieren. Welche der Projekte gefördert werden, entscheidet das Stiftungsgremium zweimal im Jahr. Seit dem Bestehen hat die Stiftung so bereits 10.000 Projekte gefördert.
Mit dabei auf dem Z2X-Festival sind außerdem Reto Töllner und Tobias Kanschick von der Stiftung der Deutschen Fernsehlotterie. Im Atelier 2 beantworten sie Fragen rund um das Gründen. Um elf Uhr füllt sich der Raum und die Session beginnt mit einer Einführung der beiden in die Fördermöglichkeiten der Stiftung.
Es gibt vielseitige Förderprogramme, erzählt Reto Töllner. Dazu zählen insbesondere verschiedene Formen sozialer Projekte, „in deren Rahmen Personal-, Honorar- und Sachkosten gefördert werden können“. Alles vor dem Hintergrund der Gemeinnützigkeit.
Besonders bei den sozialen Projekten kann das ein breites Spektrum sein, sagt Reto Töllner. Seit dem vergangenen Jahr wurden erstmalig soziale Projekte im Bereich der Digitalisierung unterstützt. Mit der partizipativen Entwicklung dieses Förderprogramms hat die Stiftung auf die Bedarfe von gemeinnützigen Organisationen reagiert, die, ausgelöst durch die Covid-Pandemie, in besonderer Weise sichtbar wurden, erzählt Töllner. Grundsätzlich sei vor allem der Austausch wichtig. Die Stiftung versuche den Bewerber:innen dabei zu helfen, gute Ideen förderfähig zu machen. Besonders zwei Fragen seien am Anfang entscheidend, sagt Tobias Kanschick: „Welche Rechtsform brauche ich und wie bekommt meine Organisation den Status der Gemeinnützigkeit?“ Dabei gebe es unterschiedliche Möglichkeiten, die man je nach Vorhaben individuell abwägen müsse: „Einen Verein gründen? Oder doch lieber eine gemeinnützige GmbH?“ Das hänge vorrangig davon ab, was man genau tun möchte, worin die Gemeinnützigkeit der Idee besteht. Hierzu ist eine Satzung wichtig, in der man genau das festhält.
Die erste Teilnehmerin meldet sich mit einer Anmerkung: „Das ist der Punkt, an dem ich mit meiner Initiative gerade Schwierigkeiten habe. Ich kann nur dazu raten, sich dabei im Vorfeld gut beraten zu lassen. Am besten juristisch.“ Von der anderen Seite kommt eine Antwort aus dem Publikum: „Stimmt! Es gibt verschiedene Pro-bono-Stellen, schaut am besten nach Rechtsberatung für Vereine mit Gemeinnützigkeit. Das hilft sehr.“
Eine kleine Fragerunde wird eingeschoben. Eine Teilnehmerin will zum Beispiel wissen: „Fördert ihr auch Organisationen außerhalb Deutschlands?“ „Nein, das geht nicht“, sagt Reto Töllner. Das Projekt müsse in Deutschland stattfinden. „Wir haben aktuell allerdings einige Projekte, die sich um Geflüchtete aus der Ukraine in Deutschland kümmern. Das ist zum Beispiel kein Problem“, ergänzt Tobias Kanschick.
Eine Teilnehmerin möchte außerdem wissen, ob auch der Tierschutz unter sozialen Projekten abgedeckt ist. Hier verweist Reto Töllner auf aidFIVE. Die „kleine Schwester der Fernsehlotterie“, wie er sagt. Auch aidFIVE unterstützt Tierschutz nicht als Satzungszweck, wohl aber soziale Projekte mit tierischer Unterstützung, beispielsweise tiergestützte Interventionen. Das sind Maßnahmen, in denen Tiere unterstützend zum Wohle des Menschen eingebunden sind. Wenn Projekte auf keine der Förderbausteine passen, versucht die Stiftung der Deutschen Fernsehlotterie beratend zur Seite zu stehen und alternative Möglichkeiten aufzuzeigen. „Daran mangelt es nämlich nicht, ebenso wie an Ideen. Beides zusammenzubringen ist die Kunst und das versuchen wir“, sagt Tobias Kanschick.
Besonders großes Interesse besteht an einem Wissenstransfer im Bereich der Digitalisierung. „Obwohl wir diesen Bereich erst seit gut einem Jahr fördern, wird dieser Baustein extrem gut angenommen. Aus unserer Sicht zeigt das den gesellschaftlichen Bedarf“, sagt Tobias Kanschick. Jugendarbeit ist ein weiteres Themenfeld, über das sich die Teilnehmenden in der Session angeregt austauschen und Ideen miteinander teilen, die das Empowerment von Kindern und Jugendlichen fördern und deren Engagement stärken.
Tobias Kanschick und Reto Töllner veranschaulichen die Arbeit der Stiftung dann noch einmal an einem konkreten Beispiel: Ein Quartiersprojekt, das in diesem Jahr eine Förderung erhält, ist "Marzahn am Mikro" von radio connection e.V. aus Berlin. Ein mehrsprachiges Radio, das von geflüchteten Personen in Berlin geführt wird und sich unter anderem mit Themen wie Rassismus, dem Leben in Berlin-Marzahn und Ausbildungswegen in Deutschland auseinandersetzt.
Die Session im Atelier 2 löst sich langsam auf, viele bleiben dennoch sitzen und diskutieren über ihre Ideen. Auch am Stand der Stiftung der Deutschen Fernsehlotterie tauschen sich immer noch junge Menschen aus und lassen sich beraten. Tobias Kanschick wirkt am Ende des Tages sehr zufrieden: „Viele junge Menschen mit guten Ideen waren heute hier. Zusammen überlegen wir nun, wie man diese in förderfähige Projekte überführen kann.“