17. Sept. 2020

Gemeinsam für die EU

Jill Knöper, Leonard Hepermann, Diana zur Löwen, Laila Wold (von oben links nach unten rechts)

Mit gemeinsamfür.eu organisiert das EU-Parlament erfolgreich ihre Community.

Große Ideen und Visionen lassen sich selten von einer Person allein verwirklichen. Für die Umsetzung braucht es eine Gemeinschaft von Unterstützerinnen und Unterstützern, die an dasselbe Ziel glauben und sich gemeinsam dafür engagieren. Das Europäische Parlament hat vor der letzten Europawahl im Mai 2019 so eine europäische Community aufgebaut, die bis heute besteht. Die Vision von gemeinsamfür.eu war ebenso klar wie herausfordernd: die EU für alle sichtbar und zugänglich machen und einen europäischen Zeitgeist wecken – überparteilich und über die Grenzen der Mitgliedsländer hinweg. Heute hat die Community über 7.000 Mitglieder in Deutschland und 60.000 in der EU und arbeitet weiter an ihrer Vision eines vereinten Europas für alle.

Eine Community für die EU

Bei der fünften Ausgabe des Z2X-Festivals, das dieses Jahr komplett digital stattfand, haben Content Creatorin Diana zur Löwen und Student Leonard Hepermann, welche die Kampagne ehrenamtlich unterstützen, gemeinsam mit Jill Knöper und Laila Wold vom EU-Parlament den 1.200 Teilnehmern und Teilnehmerinnen erklärt, wie sie die Community von gemeinsamfür.eu erfolgreich aufgebaut haben und wie die Teilnehmenden selbst aktiv eine Community gründen können.

Während sich die vier gegenseitig zu ihren Rollen im Projekt interviewt haben, konnten die Teilnehmenden ihre Fragen über den Session-Chat loswerden. So wurden sie aktiv in die digitale Diskussion eingebunden. Und zu diskutieren gab es einiges: Warum sollte man sich überhaupt ehrenamtlich engagieren? Wie baut man eine Community nachhaltig auf und wie hält man sie bei Laune? Und wie schafft man es als Influencerin junge Menschen für die Idee der EU zu begeistern?

Nach einer kurzen Einführung in das Projekt und seine Ziele wurde es direkt konkret: Diana zur Löwen und Leonard Hepermann berichteten über ihre Erfahrungen mit dem Projekt und der Community. Jill Knöper erklärte, was die gemeinsamfür.eu-Community ausmacht, wie sie auf über 7.000 Mitglieder in Deutschland gewachsen ist und welche konkreten Tools erfolgreiches Community-Building braucht. Eine der ersten Fragen dabei: Wie soll so eine Community gemanagt werden?

Gemeinsamfür.eu ist nach dem Grundsatz „Bürger*innen für Bürger*innen“ konstruiert und dieser Grundsatz gestaltet auch das Community-Management, das nach dem sogenannten Snowflake-Prinzip aufgebaut ist: Jill ist zwar die erste Ansprechpartnerin für alle Interessierten in Deutschland, vermittelt diese dann aber direkt weiter an Regional Leads wie Leonard, der die Interessierten möglichst direkt aktiv integriert.

Wie das in der Praxis aussehen kann, berichtete Leonard, der als Regional Lead eine eigene Ortsgruppe betreut. Wichtig sei es vor allem, jeden da abzuholen, wo er steht, und von dort mitzunehmen. Die gemeinsamfür.eu-Kampagne ist offen gestaltet, sodass alle mitmachen können. Es sei wichtig, eine individuelle Ansprache für die Mitglieder zu finden. Beim Community-Management gebe es kein „one size fits all“. Mitmachende müssen sich wertgeschätzt fühlen und jeweils ihre eigene Rolle einnehmen können.

Europäische Visionen auf Instagram

Aber wie vermittelt man die Ideen der EU über Social Media an über 900.000 Followerinnen und Follower? Ausgangspunkt für Diana war der Wunsch, junge Menschen zum Wählen zu bewegen, eventuelle Wissenslücken zu füllen und die Komplexität der EU aufzubrechen. In der Session beschrieb sie, dass sie ihre Followerinnen und Follower mit auf eine gemeinsame Reise genommen hat, auf der auch sie immer wieder viel gelernt hat. Dafür hat sie eigene kreative Formate entwickelt und zum Beispiel immer wieder mit unterschiedlichen Abgeordneten für ihre Social-Media-Kanäle gesprochen.

„Wie schafft man es dabei, parteipolitisch neutral zu bleiben?“, fragte eine Teilnehmende über den Session-Chat kritisch nach. Klar sei, so Diana, dass die Themen und nicht die Abgeordneten im Mittelpunkt stünden. Vor der EU-Wahl ging es in ihren Inhalten eher um die EU als Institution, ihre Mechanismen und Visionen. Mittlerweile wähle sie zuerst interessante politische Aspekte aus und suche dann nach Abgeordneten, die sich mit diesem speziellen Thema beschäftigen. Und so entstünde ganz automatisch eine parteipolitische Mischung.

Zum Schluss fasste Jill noch einmal die wichtigsten Tipps für ein erfolgreiches Community-Building zusammen: 1. ein klares Ziel für die Community definieren, das viele abholt und einfach zu vermitteln ist; 2. eine Visual Identity entwickeln, die auf Social Media leicht zu teilen ist; 3. Multiplikatoren im eigenen Umfeld suchen; 4. Organisationen mit ähnlichen Zielen ansprechen; 5. die Community pflegen. Das bedeutet vor allem: gemeinsame regelmäßige Treffen, gemeinsam Aktionen planen und umsetzen und die Community strategisch organisieren, zum Beispiel nach dem angesprochenen Snowflake-Prinzip. 6. der Community die Möglichkeit zum Dialog geben und regelmäßig Feedback einholen. Es braucht eine partnerschaftliche Basis, auf der alle ihre Stimme einbringen können und auch gehört werden.

Auf die Frage, welche abschließenden Ratschläge sie für die jungen Visionärinnen und Visionäre hätten, waren Diana zur Löwen und Leonard Hepermann sich einig: Mut haben, nicht an sich zweifeln und einfach loslegen. „Es lohnt sich, die eigene Comfort-Zone zu verlassen und“, betont Leonard am Ende noch einmal, „es macht einfach total viel Spaß.“

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